"GuRu": Gudensberger Rundweg

 

Abbildung   |   Karte

Karin Lina Adam, Spangenberg
»Kornblumenblau«

 

Die romantische Sehnsucht, die sich in der Suche nach der Blauen Blume ausdrückt, erhält hier einen konkreten Realitätsbezug. Es ist die Sehnsucht nach einer wieder intakten Natur, die u.a. durch intensive, für Ertragreichtum Kunstdünger verwendende, Landwirtschaft weitgehend verloren gegangen ist. Die Kornblume ist eigentlich eine ständige Begleiterin von Getreidefeldern. Sie wächst meist an deren Rand, ist ein Bioindikator, der anzeigt, wie stark die Felder in vergangenen Jahren gedüngt wurden.

Um 1800 erfuhr die Kornblume in Deutschland einen grundlegenden Bedeutungswandel. Von einem gefürchteten Ackerunkraut wandelte sie sich zum Symbol einer neuen Natürlichkeit, mit der Mythenbildung um die 1810 jung verstorbene Königin Luise, deren Lieblingsblume sie gewesen sein soll, zur „preußischen Blume“, der im Laufe der deutschen Geschichte auch nationalistische Konnotationen hinzugefügt wurden. Betrachtet man die natürlichen Bedingungen für Vorkommen und Wachstum der Pflanze, so erscheinen solcherart Aneignungen widersinnig, denn die Kornblume gehört nicht zu den ursprünglich in Mitteleuropa einheimischen Pflanzen. Sie ist vermutlich mit Saatgut aus dem Mittelmeerraum unbewusst eingeführt worden und zählt damit zu den hemerochoren (griech. hemeros – zahm, veredelt, kultiviert, gesittet; choris – getrennt, gesondert) Pflanzen. Da sie schon vor dem Aufkommen des weltweiten Handels um 1500, vermutlich seit dem Neolithikum, nach Mitteleuropa eingewandert ist, wird sie als Archäophyt als Teil unseres Ökosystems betrachtet und steht, weil sie so selten geworden ist, unter Naturschutz.

Ursprünglich ist die Kornblume einjährig. Die hier gepflanzten winterharten Stauden symbolisieren die Erinnerung an die Ackerkornblumen, die sich bei günstigen Bedingungen gemeinsam mit Klatschmohn vielleicht zeitweilig wieder hier ansiedeln können.

 

 

Übersicht   |   <   |   >   |   Alle Strecken
Nach oben   |   Drucken
© Copyright Ars Natura Stiftung