Von den Großen Steinen über den Taufstein nach Waldkappel

 

Abbildung   |   Karte

Karin Lina Adam, Spangenberg
»Holle-Brunnen«

 

Der Begriff des Brunnens wird hier metaphorisch aufgefasst– die Erde als Born des Lebens, aus der die Pflanzen sprießen. Der Kreis deutet die traditionelle Form eines Brunnens an.

Mythologisch gilt Frau Holle als Göttin des Lebens, der Jahreszeiten, der Fruchtbarkeit, hat aber naturgemäß auch eine Beziehung zum Tod. Der „Holuntar“ (althochdeutsch – Baum der Frau Holle) vereinigt optisch mit weißen Blüten und blauschwarzen Beeren die stärksten Kontraste – Frau Holle erscheint einzigartig unter den Göttern, indem sie helle und dunkle Aspekte in sich vereinigt: Sie weilt in ihrer Unterwelt, die unbewusst traumwandlerisch über einen tiefen Brunnen zu erreichen ist, und agiert auch im Licht als „weiße Frau“.

Der Hollerbusch, wie der Holunder auch genannt wird, galt in früheren Zeiten als heilig. Es gibt kaum eine Heilpflanze, die seit der Steinzeit von Generationen von Menschen so komplett mit allen Pflanzenteilen verwendet wurde. Archäobotanischen Untersuchungen zufolge lassen sich in fast jeder neolithischen Siedlung Mitteleuropas Reste von Holunderpflanzen nachweisen, noch bis ins Mittelalter lässt sich der Brauch verfolgen, neben dem Haus einen Holunder als Wächter- und Schutzbaum zu pflanzen. In dieser Komposition erhält er den Platz im Zentrum, umgeben von relativ langsam wachsenden Wacholderbüschen, so dass er stets sichtbar bleibt. Der Pflanzenkreis symbolisiert auch einen Reigen, denn Holla wird im Kontext der Schutzfunktion als freundliche (holde) Frau vorgestellt, die unter dem Holunderbaum wohnt und für ihre Liebe zu Musik und Tanz bekannt ist.
Auch der vielseitig nutzbare Wacholder wird mit Frau Holle in Verbindung gebracht. Er gilt als Symbol des Lebens, seine ätherischen Öle haben eine reinigende Wirkung. Nach den zwölf Raunächten (nach dem 6. Januar) fand in früherer Zeit die Reinigung des Hauses durch Räuchern statt, um dem neuen Jahr Einlass zu gewähren. Wacholderreisig wurde dazu verwendet. Dieses dient zudem zum Binden und Flechten, in Skandinavien wird die Wetterseite von Häusern und Scheunen noch häufig mit Wacholderbündeln verkleidet.

Alles in allem geht es im Holle-Mythos um die Achtung vor der Natur und ihren Kräften. Stellvertretend dafür werden die beiden im Laufe der Geschichte immer weniger beachteten Pflanzen wieder ins Licht gerückt.

 

 

Übersicht   |   <   |   >   |   Alle Strecken
Nach oben   |   Drucken
© Copyright Ars Natura Stiftung